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Umgang der Stadt Ulm mit der Heilmeyersteige

Auf der Grundlage des 2016 vorgelegten Berichts der Kommission zur Überprüfung der Freiburger Straßennamen beschließt der Freiburger Gemeinderat am 28.11.2017 die Umbenennung von Straßennamen, darunter der seit 1994 bestehende "Ludwig-Heilmeyer-Weg", der im Mai 2018 in "George de Hevesy-Weg" umbenannt wird. Begründet wird dies mit der politischen Haltung Heilmeyers insbesondere in der NS-Zeit.

Am 18.02.2019 entscheidet sich der Stadtrat von Günzburg für die Umbenennung der "Ludwig-Heilmeyer-Straße". Ausschlaggebend ist hier besonders auch das Verhalten Heilmeyers nach 1945, da er "tatkräftig dabei geholfen hat, Nazis reinzuwaschen." (Günzburger Zeitung vom 19.02.2019)

Am 20. 06.2017 findet anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Universität Ulm eine Vortragsveranstaltung statt, die sich mit der Vergangenheit des Gründungsrektors Heilmeyer befasst. Im Auftrag der Universitätsleitung stellt Professor Steger, Direktor des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin, seine Forschungsergebnisse vor, im Anschluss daran findet eine Podiumsdiskussion statt, an der auch ein Vertreter des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst teilnimmt.

Am 21.11.2017 findet im Stadthaus unter der Leitung von Bürgermeisterin Mann eine Informationsveranstaltung der Stadt Ulm und des Dokumentationszentrums Oberer Kuhberg zum Thema "Umbenennen? Die Heilmeyersteige und ihr belasteter Namensgeber" statt, in der Professor Steger die Ergebnisse seiner Forschungen referiert. Die Anwohnerinnen und Anwohner der Heilmeyersteige sind dazu eingeladen worden.

Die Arbeitsgruppe "Straßenbenennung" des Ulmer Gemeinderats beauftragt Professor Dr. Steger (Universität Ulm) mit einem Gutachten zur Biografie von Ludwig Heilmeyer. Im Resümee der Stellungnahme von Prof. Dr. Steger vom 05.05.2019 heißt es:

"Nimmt man die Würdigung der Biographie Ludwig Heilmeyers zusammen, kann keine Vorbildfunktion erkannt werden. In Anbetracht der kritischen Würdigung seiner Biographie sind vorbildliche Charaktereigenschaften Heilmeyers nicht zu erkennen. Sollten sich künftige Generationen an einem Opportunisten wie Heilmeyer wirklich ein Vorbild nehmen? Die Kriterien für eine Umbenennung sind damit also reichlich erfüllt.

Damit komme ich zu der Einschätzung, dass es sich bei Ludwig Heilmeyer um eine historische Persönlichkeit handelt, die keineswegs als vorbildlich gelten kann. Vielmehr sind schon während des Nationalsozialismus, aber auch für die frühe Bundesrepublik erhebliche Belastungen seiner Person zu konstatieren. Insofern erachte ich die Umbenennung der Heilmeyersteige in Ulm für eindeutig gerechtfertigt. Alle anderen Optionen des Umgangs mit Straßennahmen belasteter Persönlichkeiten scheinen mir für Ludwig Heilmeyer nicht infrage zu kommen. Gerade die mittlerweile lang andauernde Diskussion um dessen Person sollte dafür gesorgt haben, dass man sich seiner Person auch künftig erinnert. Zudem hat Heilmeyer umfangreich publiziert, vielfach Ehrungen erhalten, und es gibt auch eine Reihe biographischer Arbeiten über seine Person. Die Straßenumbenennung würde also keineswegs die Erinnerung an Ludwig Heilmeyer löschen. Vielmehr würde hierdurch zum Ausdruck gebracht werden, dass die Stadt Ulm in einem langen demokratischen Prozess zu der Überzeugung gekommen ist, dass Ludwig Heilmeyer bei einer kritischen Betrachtung und unter Hinzunahme wissenschaftlicher Expertise keinen Vorbildcharakter hat und nach ihm keine Ulmer Straße mehr benannt sein sollte."